Wer soll das noch ehrenamtlich schaffen?

Der Turngau Main-Taunus meldet einen Mitgliederzuwachs. In 41 Vereinen sind zum Stichtag 31. Dezember 2017 insgesamt 24314 Personen unter Turnen gemeldet. Dies ist ein Zuwachs von 177 im Vergleich zum Vorjahr.
Der Vorsitzende des Turngaues Main-Taunus, Hanns-Joachim Geiger, präsentierte bei der Jahreshauptversammlung in Eschborn die neuesten Zahlen. Dabei zeigte sich erneut, dass der Turngau von Frauen und Mädchen dominiert wird. Von den 24314 Personen, die in den Turnabteilungen registriert sind, gehören 16617 zum weiblichen und 7697 zum männlichen Geschlecht.
Mehr als ein Drittel der Mitglieder, exakt 8716, sind unter 14 Jahre. Hanns-Joachim Geiger: „Die Mitgliederzahlen bis 14 Jahre unterstreichen die Bedeutung unseres Verbandes als die Nummer eins im Kinder-und Jugendsport.“ Geiger erwähnt aber auch, dass in der Altersklasse 19 bis 40 Jahre ein „Nachholbedarf“ besteht. In diesen Jahrgängen haben sich lediglich 5941 Personen dem Turnen verschrieben, während zum Beispiel bei den über 61-Jährigen 4822 turnbegeisterte Seniorinnen und Senioren zu finden sind.
Der Turngauchef macht aber keinen Hehl daraus, dass einerseits das Mitgliederinteresse sehr groß ist, andererseits aber die Anforderungen an das Ehrenamt immer größer werden. Geiger berichtete, dass am 28. Mai 2018 ein neues Datenschutzrecht in Kraft tritt, das dem Turngau und seinen Vereinen erneut hohe Hürden vor die Füße stellt. Geiger erläuterte die vom Gesetzgeber geforderten Vorgaben und fragte danach: „Wer soll das alles noch ehrenamtlich schaffen? Sicherlich wird nichts so heiß gegessen wie es in den Gesetz gekocht worden ist, aber auch wenn wir die Auflagen auf ein belastbares Minimum zurückfahren können, ist der Arbeitsaufwand zur Bewältigung enorm groß.“
Geiger hofft, dass die übergeordneten Sportorganisationen Hilfe zur praktischen Umsetzung der Vorschriften leisten. Er sagt aber klipp und klar: „Wir werden uns verweigern müssen, wenn Turnen und Sport unter formalen Vorschriften so überreguliert werden, dass wir daran zu ersticken drohen.“
Für Kopfschütteln unter den 42 Delegierten aus 20 Vereinen sorgten auch die Ausführungen von Marielle Becker vom Hessischen Turnverband zum Datenschutz und zur vorgesehenen Änderung des Passwesens. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass aus Datenschutzgründen zum Beispiel die Einwilligung der Eltern vorliegen müssen, ob der Name eines Kindes in einer Siegerliste auftauchen darf oder ob ein Kind fotografiert werden darf.
Auf den Turngau Main-Taunus kommt mittelfristig ein weiteres Problem zu. Der Vorsitzende Hanns-Joachim Geiger (TG Bad Soden), seine drei Stellvertreter Brigitte Kuchinke (TV Echborn), Reinhard Odey)(TV Okriftel) und Gerd Brandt (TG Unterliederbach) sowie Kassenwart Hans-Jürgen Albert (TS Kriftel) stellten sich noch einmal zur Wiederwahl. Aber Geiger kündigte an: „In zwei Jahren ist Schluss. Wir brauchen einen Generationswechsel in der Führungsetage.“ Geiger appellierte: „Es müssen sich Menschen zur Verfügung stellen, um unsere Arbeit fortzuführen.“ Turngau-Vize Reinhard Odey hob die Leistung des Vorsitzenden Geiger hervor, den er als das „Zugpferd“ des Turngaues bezeichnete. Odey forderte „die großen Vereine, die den Turngau tragen“, auf sich zu beraten und bei den nächsten Wahlen in zwei ein personelles Angebot zu unterbreiten.